Fünfter Spaziergang: Mit der WOGE-WG durch die Neustadt und zum Mauthstadion

Bisher war ich ja meistens allein spaziert, von Rousseaus Promeneur solitaire, der sich in Naturbetrachtungen und Träumereien verliert, über den Flaneur in den Großstädten zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei Baudelaire, Edgar Allan Poe, Walter Benjamin oder Franz Hessel, bis zu den Spaziergängerfiguren im Werk Robert Walsers oder W.G. Sebalds sind die literarischen Spaziergänger meist männliche Einzelgänger. Manchmal gingen wir auch zu zweit, weil jemand mir etwas zeigen wollte oder einfach um des Spazierens willen. Ins Gespräch vertieft, vergesse ich oft, wo die Wege hinführen und wenn ich später dieselbe Strecke nochmals alleine gehe, finde ich gewisse Straßen, Orte und Eindrücke nicht gleich wieder. Weiterlesen

Kolumne: Nach Lichtenegg und in die Noitzmühle

Wenn ich nicht in Richtung Innenstadt gehe, zum Medienkulturhaus, ins Strassmair oder zwischen Gefängnismauer und Lokalbahnhof, vorbei an diesem einsamen Gyros-Imbiss auf einer kleinen Rasenfläche umrahmt von hellgrünen Blumentöpfen, zum Alten Schlachthof, dann mache ich weite Spaziergänge in den schönen wilden Westen von Wels. Mit Rupert und Rosa ging ich bis zu dem geheimnisvollen Ort in der Au, wo Pflanzen und Bäume sich zu seltenen Tieren und Monsterwesen auswachsen, und mit dem Kulturstadtrat war ich in der Produktionsschule. Mit Thomas Rammerstorfer von der Welser Initiative gegen Faschismus ging ich auf den Spuren der wechselhaften Migrationsgeschichte durch Lichtenegg und die Siedlung Noitzmühle. Weiterlesen

Zweiter Spaziergang: Dem Mühlbach entlang

Es ist kalt geworden in Österreich, nicht nur in Wels, an diesem Montagmorgen, kalt und blau, der Himmel wie die in den Zeitungen abgebildete Landkarte von Vorarlberg bis fast nach Wien und runter bis vor Eisenkappel. Nun beginnt es zu schneien, erst Hagelkörner, dann dicke weiße Flocken wie Taschentuchfetzen. Morgens geweckt vom Vogelgezwitscher oder vom Presslufthammer im oberen Stockwerk, gehe ich meist erst zum Stadtplatz ins Strassmair, oder wenn ich mal nicht ins Strassmair gehe, ins Café Mocca, oder in die italienische Bar in der Fußgängerzone, wo der Kellner zu Adriano Celentano singt, ventiquattromila baci und ich auch ein paar italienische Vokabeln aus den Tiefen des Gedächtnisses ausgrabe und mich etwas südlicher und sommerlicher fühle, als der Schnee draußen es vermuten ließe. Weiterlesen

Erster Spaziergang: Vom Bahnhof zum Maria-Theresia-Hochhaus

Vom Bahnhof ging ich zum Maria-Theresia-Hochhaus. Dies war zwar nicht der allererste meiner Welser Wege, doch die knapp zwei Tage im März, als ich vorab schon einmal hier war, sind in meiner Erinnerung verblasst zu einer Masse an Begegnungen, Eindrücken und Wegen, die irgendwie alle über die Fussgängerzone zum Stadtplatz, unter dem Ledererturm hindurch, dem Mühlbach entlang, durch die Minoritengasse wieder zum Stadtplatz führten. Und natürlich zum Maria-Theresia-Hochhaus und ins Kaiserpanorama, wo ich die unglaublich dreidimensional erscheinenden nachkolorierten Schwarzweißfotographien von Hochhäusern in New York betrachtet hatte. Weiterlesen