Kolumne: Im Hochhaus

„Im Lift fahre ich ins oberste Stockwerk und schaue durch die Fenster der Waschküche, deren Maschinen noch mit Schillingen betrieben werden, über die Stadt. Ich sehe das Gericht und die Gefängnisanlage von oben, den Ledererturm und die Altstadt, die Brücke über die Traun, zähle die Kirchtürme. Dies ist also die Vogelperspektive im Vergleich zum kleinräumigen Blick der Spaziergängerin. Ich sehe in der Ferne weitere Hochhäuser, Sozialbausiedlungen, Fabriken, so weit bin ich nicht gekommen, auf meinen bisherigen Wegen.“

Kolumne in den OÖN vom 21. April 2016

 

Zweiter Spaziergang: Dem Mühlbach entlang

Es ist kalt geworden in Österreich, nicht nur in Wels, an diesem Montagmorgen, kalt und blau, der Himmel wie die in den Zeitungen abgebildete Landkarte von Vorarlberg bis fast nach Wien und runter bis vor Eisenkappel. Nun beginnt es zu schneien, erst Hagelkörner, dann dicke weiße Flocken wie Taschentuchfetzen. Morgens geweckt vom Vogelgezwitscher oder vom Presslufthammer im oberen Stockwerk, gehe ich meist erst zum Stadtplatz ins Strassmair, oder wenn ich mal nicht ins Strassmair gehe, ins Café Mocca, oder in die italienische Bar in der Fußgängerzone, wo der Kellner zu Adriano Celentano singt, ventiquattromila baci und ich auch ein paar italienische Vokabeln aus den Tiefen des Gedächtnisses ausgrabe und mich etwas südlicher und sommerlicher fühle, als der Schnee draußen es vermuten ließe. Weiterlesen

Kolumne: Welser Spaziergängerin

„Wie bewegt man sich in einer noch unbekannten Stadt? Woran orientiert sich die Spaziergängerin, an Straßennamen und Wegweisern, an den horizontalen Linien von Straßen und Flüssen oder an vertikalen Markierungen wie Hochhäusern, Kirchtürmen oder einer Pappel am Horizont? Gehe ich über den Stadtplatz und in die Fußgängerzone, dem Mühlbach oder der Traun entlang, auf breiten Autostraßen oder auf Schleichwegen durch die Altstadt? Welche Welt tut sich auf zwischen dem Maria-Theresia-Hochhaus und dem kleineren Hochhaus am Kaiser-Josef-Platz, zwischen Traun und Autobahn?“

 

Kolumne in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 14. April 2016

 

Erster Spaziergang: Vom Bahnhof zum Maria-Theresia-Hochhaus

Vom Bahnhof ging ich zum Maria-Theresia-Hochhaus. Dies war zwar nicht der allererste meiner Welser Wege, doch die knapp zwei Tage im März, als ich vorab schon einmal hier war, sind in meiner Erinnerung verblasst zu einer Masse an Begegnungen, Eindrücken und Wegen, die irgendwie alle über die Fussgängerzone zum Stadtplatz, unter dem Ledererturm hindurch, dem Mühlbach entlang, durch die Minoritengasse wieder zum Stadtplatz führten. Und natürlich zum Maria-Theresia-Hochhaus und ins Kaiserpanorama, wo ich die unglaublich dreidimensional erscheinenden nachkolorierten Schwarzweißfotographien von Hochhäusern in New York betrachtet hatte. Weiterlesen