Kolumne: Erinnern und Ausgraben

„Vom Kaiser-Josef-Platz biege ich in die Rainerstraße, hinter der Rainerschule findet seit nunmehr zehn Monaten eine archäologische Grabung statt. Mit meinen Spaziergängen hoffe ich auch in tiefere Schichten der Stadtgeschichte Einblick zu erhalten, was hier sehr schön bildlich veranschaulicht wird.“

Kolumne in den OÖN vom 19. Mai 2016

 

Weitere Links:

Römerweg Wels

Grabung Rainerstraße

Kolumne: Gözleme und Zuckerwatte

„Vor dem Schlachthof kommt mir meine Nachbarin mit den Kindern entgegen, hinter dem Tor verliere ich mich in ein paar Hundert, wenn nicht Tausenden von Kindern und Erwachsenen. Es ist fast kein Durchkommen, vor der Hüpfburg treffe ich ein paar Bekannte, daneben üben Knirpse Breakdance. Über allem schwebt der Rauch der Essensstände, Eltern trommeln ihre Kinder zusammen, am Stand der alevitischen Gemeinde formen ein Dutzend Frauen Gözleme im Akkord, Mädchen tragen rot-weiße albanische Trachten, die Antifa ist hier und der Kulturreferent, das Café Strassmair verkauft Zuckerwatte, die bosnischen und albanischen Frauen süßes Gebäck, der türkische Arbeiterverein Köfte und der Schlachthof Bier. Wels scheint hier bunter als Berlin-Kreuzberg.“

Kolumne in den OÖN vom 12. Mai 2016

 

 

Dritter Spaziergang: Vom Hochhaus über den Stadtplatz zur Traun, zum Messegelände, durch den Tierpark und zum alten Schlachthof

Gerade rennt die Schreiberin der Spaziergängerin hinterher und es gilt noch eine Menge Eindrücke literarisch zu verarbeiten. Schon auf dem letzten Spaziergang habe ich die hübsche Welser Altstadt, den Stadtplatz und den Burggarten so schmählich links liegen
lassen, doch diese zeigt sich mir jeden Tag wieder anders, indem ich neue Geschichten höre, historische Begebenheiten erfahre, über das nicht nur flächenmäßig große Ovilava zur Römerzeit, die kleinere, von mehreren Türmen und der Stadtmauer umgrenzte Stadt im Mittelalter, bis zu den Jahren des scheinbar unbegrenzten Fortschritts im ausgehenden letzten Jahrhunderts, in denen viel gebaut und fast so abgerissen wurde. So überschreibt sich mein imaginärer Stadtplan immer wieder von neuem, dass ich mich selbst erst in diesem Gekritzel von Wegen und Geschichten zurechtfinden muss. Deshalb beschreibe ich erst einmal einen kleinen Sonntagsspaziergang, einen eher unspektakuläreren Weg um das Maria-Theresia-Hochhaus herum, das immer noch Ausgangs- und Endpunkt, Leuchtturm und Fixpunkt bleibt. Weiterlesen

Kolumne: Schauergeschichten und andere Geschichten

„Auch auf einen Nachwächterrundgang wurde ich eingeladen und habe vom Nachtwächter Klaus Ludwig III. viele wahre und halbwahre schaurig-schöne Gschichterln über die einzelnen Orte in der geheimnisvoll dunklen Welser Altstadt gehört, über die Pestkranken, die in den Brunnen an der Johannisgasse geworfen wurden und über den Poltergeist im Haus nebenan. Über den Lederergesellen vom Ledererturm, der seine Seele oder zumindest seine ledern verbrannte Hand für ein paar Golddukaten dem Teufel verkaufte, über den Kaiser Maximilian, der auch nie Geld hatte.“

Kolumne in den OÖN vom 28. April 2016

2016-04-03 16.17.03

 

D‘ Caroline maant und dei Schwesda waant

Am letzten Donnerstag im Schlachthof eines der vielen tollen Konzerte, die ich hier in Wels gehört habe. Marilies Jagsch hat eine unglaubliche Stimme irgendwo zwischen Cat Power und Sharon van Etten, deren Give Out sie auch covert. Ernst Molden singt begleitet von Sybille Kefer und Marlene Lacherstorfer über den geheimnisvoll dahinfliessenden Schdrom der Donau und wunderbar wienerische Übersetzungen von amerikanischen Klassikern wie Autumn Leaves (des oide Loub, oder so, oder ist das nun schon wieder bayrisch?) oder Tom Dooley, der bei ihm aber nicht stirbt, weil es in Österreich ja keine Todesstrafe gibt, sondern immer noch am Staa (in der Justizanstalt Stein) sitzt. Caroline says wird zu d‘ Caroline maant und Your sister cries heißt dei Schwesda waant. Und hier der Song von Dave Van Ronk, über den die Coen Brothers den auch sehr schönen Film Inside Llewyn Davis gemacht haben: